Netto- und Bruttozeiten / Hintergründe und Information

Seit 2005 ist im DLV-Verbandsgebiet für die Aufnahme in die Bestenlisten die Netto-Zeit bei Straßenwettbewerben anerkannt. Die Brutto-Zeit ist die Zeit vom Auslösen des Startschusses bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Läufer die Ziellinie überquert; die Netto-Zeit ist die Zeit vom Überqueren der Startlinie bis zum Überqueren der Ziellinie. Bei allen Straßenläufen mit einem großen Teilnehmerfeld erfolgte die Zeitmessung zunächst meist durch einen Impulsgeber/Transponder (RFID-Chip), der am Schuh des Läufers befestigt war, später dann in die Startnummer integriert wurde (Transponder-Zeitmesssystem). Es wird damit stets dann ein Impuls ausgelöst, wenn ein Teilnehmer über eine Matte läuft, die an definierten Zwischenmarkierungen/KM-Punkten (z.B.: alle 10 km / 21,0975 km) und/oder auf der Ziellinie positioniert ist.
Brutto- und Netto-Zeiten sind bei den Top-Läufern, die am Start direkt an der Startlinie/Startmatte stehen, fast immer identisch. Dagegen ergeben sich zum Teil erhebliche Zeitspannen für die Läufer, die weit hinter der Startlinie stehen und nach dem Startschuss erst bis zur Startmatte laufen müssen. Bevor diese Läufer die Startlinie überqueren (können), sind so bereits mehrere Minuten verstrichen.

Dieser "unverschuldete Verlust“ wird den Läufern dadurch "vergütet", indem in den Bestenlisten ihre Nettozeit vermerkt wird. Dementsprechend wird die Nettozeit auch für Mannschaftswertungen herangezogen, indem die Nettozeiten der drei Mannschaftsmitglieder addiert werden.
Bei Straßenwettbewerben, die ohne ein Transponder-Zeitmesssystem ausgetragen werden, gibt es nur Brutto-Zeiten und nur diese sind dann auch in die Bestenlisten aufzunehmen.

IAAF-Regeln: Brutto ist offiziell

Nach den internationalen Leichtathletik-Regeln ist nur die Brutto-Zeit die offizielle Zeit, die in die Bestenlisten übernommen werden darf. Bis 2004 hielt sich auch der DLV auf nationaler Ebene an diese Vorgabe, was auf allgemeines Unverständnis der Straßenläufer/innen stieß. Auch die Statistiker hatten ihre Probleme mit dieser uneingeschränkten Übernahme der IAAF-Regel, weil sie einerseits mühevoll in den Ergebnislisten nach den Brutto-Zeiten suchen mussten und andererseits die Einwände der Aktiven verstehen konnten, die einen ungewollten „Zuschlag“ auf ihre tatsächliche Leistung erkennen mussten.

Ab 2005 waren die Querelen beendet
Mit der Entscheidung des Bundesausschusses (BA) wurden diese Querelen zwischen Läufern und Statistikern ab 2005 beendet. Sowohl für die Einzel- als auch für die Mannschafts-Ergebnisse gilt seitdem, dass die Netto-Zeiten aufgelistet werden.
(Quelle: Beschreibung der Regel nach Überraschung des DLV im Jahr 2004 )

Platzierung im einzelnen Lauf richtet sich nach Zieleinlauf.

Eine wichtige Bedeutung hat die Brutto-Zeit allerdings weiterhin: Der Bundesausschuss stellt ausdrücklich fest, dass sich die Platzierung im einzelnen Lauf immer nach dem Zieleinlauf - und damit nach der Bruttozeit - richtet. Wer vor einem anderen Läufer im Ziel ist, muss auch besser platziert sein, ungeachtet dessen, dass der andere vielleicht eine bessere Nettozeit hat.

Deutsche Läufer haben international sowieso immer Netto- gleich Bruttozeit. Diskrepanzen zur weiterhin gültigen IAAF-Regel sind durch die Entscheidung zur nationalen Anerkennung von Nettozeiten nicht zu erwarten. Die - leider sehr wenigen - deutschen Läufer/innen, die sich in internationalen Bestenlisten platzieren, starten aus den vorderen Reihen und haben damit immer Netto- gleich Bruttozeit.

Der Leitfaden zur Erstellung von Bestenlisten im Bereich des DLV findet sich hier