Geschichten, die das Laufen schrieb
Auf der Suche nach inspirierenden Geschichten rund um das Laufen laden wir dich herzlich dazu ein, deine Erfahrungen, Momente und Lauferlebnisse mit uns zu teilen. Von motivierenden Comebacks oder Einstiegen in den Laufsport, unvergesslichen Rennen, persönlichen Erfolgen oder auch außergewöhnlichen Begegnungen während des Laufens – sei es mit anderen Menschen oder mit dir selbst - wir sind gespannt auf Deine Erfahrungen! Vielleicht spielt auch der Baden-Marathon eine relevante Rolle?
Du hast die Freiheit, deine Gedanken und Erlebnisse in einer Form deiner Wahl mit uns zu teilen. Ob mit Bildern (Fotos oder Zeichnungen), einer kurzweiligen Geschichte, einem bewegenden Gedicht oder auf andere kreative Weise – wir sind offen für deine Ideen und Impulse. Als kleines Dankeschön für deine Initiative und im Falle einer Veröffentlichung durch uns, möchten wir dir einen Freistart oder ein kostenloses Funktionsshirt anbieten.
Lass uns gemeinsam eine Plattform schaffen, auf der Läuferinnen und Läufer ihre Leidenschaft teilen und sich gegenseitig inspirieren können.
Wir freuen uns über Einsendungen an: ideenbaden-marathon.de.
Diana Vogt: Von 0 auf Marathon – von der Schulsportverweigerin zur Marathoni
„Lauf einfach los“ – Dieser Satz aus einem Werbespot von Nike irgendwann in den 90ern hat mich nicht mehr losgelassen. Was hätte ich dafür gegeben einfach loszulaufen. Mit Ausdauersport hatte ich niemals was zu tun. Viel zu anstrengend war das für das pummelige Kind aus dem Odenwald. Der 800 Meter Lauf bei den Bundesjugendspielen der Horror und Enschuldigungen für den Sportunterricht habe ich regelmässig selbst geschrieben.
Als wir im Jahr 2007 in unserem eigenen Haus zum ersten Mal zu Bett gegangen sind erinnerte ich mich an die Legende, dass es wahr wird was man in der 1. Nacht im neuen Zuhause träumt. In dieser Nacht bin ich einen Marathon gelaufen und am Frühstückstisch haben wir uns köstlich über diesen verrückten Traum amüsiert, denn etwas Unrealistischeres hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht träumen können – ich hätte keine 150 m am Stück laufen können. Zu diesem Zeitpunkt wog ich ca. 130 kg und leider war das noch nicht das Ende der Fahnenstange. Im Januar 2014 saß ich bei meinem Hausarzt, 145 kg schwer, mit beginnender Diabetes, depressiv und mit der Angst im Nacken, eines Tages nicht mehr aufzuwachen und habe um Hilfe gebeten.
Dieser Tag hat mein Leben komplett verändert und am 11. Dezember 2016 zog ich mir meine Nike Schuhe an und bin losgelaufen. Einfach so – nicht weit aber ich bin gelaufen. Die Laufliebe hat mich da noch nicht gepackt der der Anfang war einfach nur schwer. Ich habe Monate gebraucht um 2 km durchzulaufen und ein halbes Jahr für 5 km. Aber diese Zeit mit mir allein im Odenwald hat etwas mit mir gemacht das ich nicht mehr hergeben möchte. Und mit jeder neuen Herausforderung wurde ich stärker und besser und habe erfahren dürfen was es bedeutet aus der Komfortzone raus und an meine Grenzen zu gehen.
Und dann am 25.09.2021 habe ich mir meinen Traum aus 2007 erfüllt und bin diesen Marathon gelaufen. In Berlin, mit meinem Mann an der Seite, den ich mit der Laufliebe anstecken konnte. Und seitdem laufen wir zusammen immer weiter, wo auch immer wir sind und hoffen das wir das noch sehr, sehr lange zusammen machen können.
Heute habe ich kein Zeitziel mehr sondern einfach nur den Wunsch zu laufen ob nun schnell, langsam oder weit – aber am liebsten im Wald – für mich, meinen Körper und meine Seele. Und auch wenn ich es nie wieder tun wollte, stehen wir auch in diesem Jahr wieder an der Startlinie in Berlin.
Edwin Müller: Der letzte Marathon
Ein Marathon, 42,195 KM, ist eine Herausforderung. Auch viel jüngere Läufer merken es erst jenseits der 32 KM-Marke. Nicht nur der Marathon selbst ist die Herausforderung, sondern bereits das zeit- und kräftezehrende Training zuvor. Meist sind es Trainingspläne über 10 – 12 Wochen. Je nach erwarteter Zielzeit, mit bis zu 100 KM-Laufstrecke in der Woche! Auch wer mit 4 – 4 ½ Stunden zufrieden ist, muss im letzten Drittel der Trainingswochen 60 – 70 KM in der Woche einplanen und dabei mindestens 4 lange Läufe mit 30 KM machen. Und dann müssen noch ausreichende Pausen zur Regeneration eingeplant werden.
Jüngeren Läufern reichen hierfür meist noch 1 – 2 Tage. Mit zunehmenden Alter wird die erforderliche Regenerationszeit jedoch immer länger. Nach einem langen Lauf sind dann 3 Tage erforderlich. Jedoch, wie kommt man dann auf die im Plan vorgesehenen 60 KM in der Woche? Dies wird in keinem mir bekannten Trainingsplan berücksichtigt. Ich habe das Training aufgeteilt: eine Woche mit langem Lauf und ein oder zwei kurzen Läufen über 10-15 KM und in der nächsten Woche dann drei, oder vier kurze Läufe. Ganz klar, es kostet Kraft und viel Zeit. 30 KM bei einer Trainingsgeschwindigkeit von 7min/KM sind ca. 3,5 Stunden. Bereitet man sich im Sommer auf einen Marathon vor, dann ist es oft sehr warm und im Winterhalbjahr ist es lange und früh dunkel. Dann verläuft das Training oft nicht wie geplant: Verletzungen, oder Erkrankungen bringen den Trainingsplan oftmals durcheinander. Wer jedoch ein Ziel vor Augen hat und sich seit Wochen durch die Trainingspläne plagt, möchte sein Vorhaben, einen Marathon zu laufen, auch nicht so einfach aufgeben.
Im Frühjahr hatte ich die Idee und die Absicht, mit 75 nochmals den Baden-Marathon in Karlsruhe zu laufen. Bis Anfang Mai war ich noch in das Training für die Deutsche- und BW-Berglaufmeisterschaft eingespannt. Bei beiden konnte ich letztendlich den Sieg in der Altersklasse M75 einholen. Im Juli begann dann das Marathon-Training. Auch im Urlaub an der Nordsee musste ich so zahleiche Stunden fürs Laufen aufbringen. Nach anfänglichem Zweifeln hatte ich dann das Gefühl, ich schaffe es in 4 ½ Stunden.
Sonntag, 17. September, der “Tag X“, auf den es ankommt. Ich fühlte mich gut und zuversichtlich. Start um 9.30 Uhr. Es wurde schnell sehr warm. Vor allen auf der 2. Runde, noch 21 KM bis zum Ziel. Zwischen 12 und 14 Uhr erreichten die Temperaturen ihren Höchststand. Es gab zahlreiche Ausfälle von Läufern. Dennoch schaffte ich es nach 4:28:04 Stunden erschöpft ins Ziel, als Erster meiner Altersklasse. Bei der Männerwertung Platz 305 von 489 Läufern, welche das Ziel erreichten. Wir, die Läufer der AK M75, waren die ältesten Marathon-Teilnehmer.
Mein Fazit: Wenn man sich gesund fühlt, das erforderliche Training ernst nimmt, beim Training keine gesundheitlichen Probleme bekommt, kann man einen Marathon auch im fortgeschrittenen Alter wagen. Jedoch, irgendwann sollte es Schluss sein. Für mich, war 2023 „der letzte Marathon“.
Ich habe seit 2006 12 Mal am Baden-Marathon in Karlsruhe teil genommen, bin 10 Mal unter die ersten drei der Altersklasse gekommen, 5 Mal AK-Sieger geworden. Meine Bestzeit erreichte ich 2008 (AK M60) mit 3:16:38 Stunden. Am 15. September diesen Jahres bin ich wieder dabei, wenn auch nur beim Halbmarathon und ich hoffe, dass es noch mehrere Jahre möglich ist.
Heike Barenhoff: Ohne Vorwarnung zum 1. Marathon
Ich stand total nervös beim Freiburg Marathon Anfang April 2019 im Startblock und war fest entschlossen nach einer trainingsintensiven Vorbereitung meinen zweiten Halbmarathon in einer passablen Zeit zu finishen, nachdem ich im Jahr davor einen tollen Vorbereitungskurs bei der KarlsRUNiversity unter der Leitung von Fried-Jürgen Bachl besucht hatte.
Am 07.04.2019 war es unwahrscheinlich kalt für die Jahreszeit, es hat geregnet und der Start verzögerte sich, weil die Zeitnahme-Technik nicht so wollte, wie sich der Veranstalter das gewünscht hatte. Mir wurde es immer kälter, mittlerweile wurden schon Branddecken von den Helfern verteilt, dass wir nicht auskühlten. Meine Beine waren eiskalt und ein normales Gehen war schon gar nicht mehr möglich. Ich dachte an Aufgeben und ich sehnte mich nach einer schönen warmen entspannenden Badewanne. In die Gedanken vertieft, ob ich den Startblock Richtung Auto verlassen sollte, spricht mich Angelika an, eine Teilnehmerin aus dem Vorbereitungskurs. Begleitet wurde Sie von Ihrem Mann Bernd, der aber deutlich schneller unterwegs war und ist als wir. Angelika meinte dann nach kurzer Zeit, ob wir beide denn nicht den ganzen Marathon in Karlsruhe laufen wollten, wenn das hier in Freiburg gut funktionieren würde. Ich verstand im ersten Moment die Frage nicht, denn es war mein zweiter Halbmarathon und mit dem Thema MARATHON hatte ich mich noch nie beschäftigt…42,195 Kilometer, völlig utopisch und verrückt dachte ich damals. Ich und Marathon, niemals. Und gleichzeitig war ich ziemlich sicher, dass der bevorstehende Halbmarathon in Freiburg auf keinen Fall gut laufen würde, denn ich war mittlerweile fast tiefgefroren, die Schuhe und die Klamotten völlig durchnässt und das Zurückfahren lag näher als das Starten bzw. Finishen dieses Laufes. Dennoch sagt ich spontan zu: Ja, ich würde mit ihr den Baden-Marathon in Karlsruhe am 22.09.2019 laufen, WENN wir hier gut durchkommen. Kurz nach meiner „Zusage“ für die Umsetzung dieser absolut verrückten Idee ertönte der Startpfiff.
Angelika und ich liefen, unterhielten uns angeregt, saugten die tolle Stimmung auf und hatten mächtig Spaß…die Kälte war verflogen, der Regen hatte etwas nachgelassen und so verging ein Kilometer nach dem anderen. Bis wir richtig guckten, lag das Ziel auch schon vor uns. Wir finishten diesen Lauf in unserer beider persönlichen Bestzeit und sofort nach Überschreiten der Ziellinie war mir klar, dass ich ja die Zusage erteilt hatte für den „Ganzen“. Daran erinnert hat mich auch ziemlich schnell meine ab da feste und einzigartige Laufpartnerin Angelika :) Mir war klar, dass ich aus dieser Nummer nicht mehr rauskam.
Somit kontaktierten wir unseren Trainer Fried-Jürgen, bei dem wir wieder für die Vorbereitung auf einen Halbmarathon beim Baden-Marathon angemeldet waren und fragten ihn, ob er uns bei dieser verrückten Idee unterstützten würde. „Klar, kein Problem, ich sage Euch, was ihr beide mehr machen müsst als die anderen vom Kurs“ war seine Aussage. Gesagt getan, wir machten uns an die Vorbereitung, wir hatten ja schließlich ein gemeinsames Ziel vor Augen. Lange Läufe, Intervalltraining, Athletiktraining, Sondereinheiten Sonntag morgens u.a. um den Grötzinger Baggersee oder im Oberwald (in dem wir uns jedes Mal verliefen 😊), alles für das Ziel und dann auch für den Traum einmal einen Marathon (und das auch noch in unserer Heimatstadt) zu finishen.
Der 22.09.20219 rückte immer näher, wir wurden immer nervöser, Zweifel kamen auf, ob wir das überhaupt schaffen können… Fried-Jürgen hat in dieser Zeit mächtig Motivationsarbeit leisten müssen – seine Devise: „Habt Spaß, genießt den Lauf und geht es locker an“.
Diese Worte haben wir beherzigt als wir die 42,195 km in Angriff nahmen. Es lief bei uns Beiden richtig gut, der Mann mit dem Hammer blieb bei Kilometer 30 aus und so rannten wir Kilometer um Kilometer unserem Traum entgegen. Die Stimmung war genial, das Publikum hat uns getragen und wir hatten noch genügend Luft, uns angeregt zu unterhalten. 😊
Als wir beim Stadion Richtung Ziel abbogen, standen uns die Tränen in den Augen. WIR HATTEN ES GESCHAFFT, nach 5 Stunden und 8 Minuten hatten wir den Baden-Marathon 2019 gefinisht!!! Dieses Gefühl, eine solche Leistung abgerufen zu haben, hat uns Beide noch lange nach dem Lauf getragen. Klar war natürlich auch, dass sofort nach dem Überschreiten der Ziellinie das neue Ziel „unter 5 Stunden“ lautete, das wir dann im Jahr 2021 auch erreichten.
Im Juni 2024 habe ich mein 10-Jähriges Läuferjubiläum. In den vergangenen 10 Jahren ist Laufen zu meiner Leidenschaft geworden, auch dank so toller Menschen um mich herum wie Angelika, Bernd und Fried-Jürgen. Ein großes Dankeschön an EUCH an dieser Stelle.Ein Leben ohne das Laufen ist für mich mittlerweile sehr schwer bis gar nicht vorstellbar.
2024 heißt es daher für mich, wieder mit der Startnummer 2205, 42,195 km beim Baden-Marathon, leider nicht mit meiner Laufpartnerin Angelika. Aber auch wenn wir nicht mehr regelmäßig zusammen laufen können, so ist seit dem Lauf in Freiburg eine Freundschaft fürs Leben entstanden, für die ich unwahrscheinlich dankbar bin.